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Schlossruine Runding

Landkreis Cham, Oberpfalz
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Geschichte


 
Kartenausschnitt bei Apian 1568 Otto von Runding wird im Jahr 1118 als Ministeriale der Markgrafen von Cham genannt. Verschiedene Linien teilen sich danach die Burg, in Urkunden genannt werden mehrmals Rudiger, der auf dem nahen Haidstein saß, Adalbert und Adelheid. Dietrich wird 1252 Abt des Klosters Reichenbach. Ab 1300 gerät die Familie aber in finanzielle Nöte und muss immer mehr Teile der Herrschaft verkaufen, u.a. an die Chamerauer, Zenger und Fraunberger. Während die verarmten Rundinger am Ende nach Cham ziehen müssen, gelingt es Heinrich V. Nothafft zu Wernberg ab 1413 nach und nach, alle Teile in seinen Besitz zu bringen.

Runding um 1700 Heinrich Nothafft ist ein wichtiger Mann in den Regierungen der bayerischen Herzöge und schafft es zu beachtlichem Reichtum. 1429 schlägt er im nahen Satzdorf ein Heer der Hussiten. Er war es wahrscheinlich auch, der Runding zur großen, spätmittelalterlichen Burganlage ausbauen ließ. Die Rundinger Nothafft machten in den folgenden Jahrhunderten alle Aufs und Abs einer adeligen Familie durch. Heinrichs Sohn und sein Enkel lehnten sich in Ritteraufständen gegen den Herzog auf. Im 16. Jahrhundert geraten die Nothafft durch geleistete Bürgschaften in wirtschaftliche Not und müssen an Ludwig von Eyb verkaufen.

1618 schafft es Hans Albrecht Nothafft dann, die Burg durch Heirat wieder in seinen Besitz zu bringen - aber er hatte Pech: Zweimal wird sie im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden niedergebrannt und geplündert (1633, 1641). Trotzdem bauen seine Erben im 18. Jahrhundert die Burg weiter aus.
 
Ruine Runding 1846
Danach ging es endgültig bergab. Bis zur Zwangsversteigerung 1829 hatte die Familie einen Schuldenberg von 300.000 Gulden angehäuft - eine riesige Summe. Der Verkauf an Privatleute bedeutete das Ende von Runding: Die neuen Besitzer nehmen schließlich das Dach ab, um die Balken zu verkaufen und geben das Schloss zum Abbau von Bausteinen frei. Ein Rettungsversuch in den 1920er Jahren misslingt. Fortschreitender Verfall bis 1992, erst seitdem umfangreiche Sicherungsmaßnahmen und Ausgrabungen durch den begrüßenswerten Einsatz der Gemeinde und vor allem des Verein der Burgfreunde. In letzter Zeit gab es auch rekonstruierte Neubauten, z.B. eines Backofens. Leider sind weitere Einbauten geplant, um die Burg als Ausflugsziel attraktiver zu machen.
 

Grundriss


 
Grundriss Runding


 

Beschreibung



Runding ist ein typischer Fall einer Burganlage, die, fast vollständig intakt, im 19. Jahrhundert aufgegeben und auf Abbruch verkauft wurde. So gingen weit mehr Burgen verloren als durch Zerstörung im Mittelalter. Von der hochmittelalterlichen Burg ist heute der Stumpf eines Wohnturms oder ehemaligen Bergfrieds in der Mitte auf einem Felsen nur noch zu erahnen. Dieser Turm war der Kern der ursprünglichen Burg, wohl umgeben von einer Ringmauer. Später wurde der zentrale Felsturm für die Errichtung der barocken Kapelle benutzt und der Turm abgetragen.

Vielleicht aus dem frühen 14. Jahrhundert stammen die beiden Rundtürme aus großen Bruchsteinen, die ein früheres, nach Südosten offenes Tor bildeten. Dieses Tor wurde obsolet nach der Schaffung des tiefen Wall- und Grabensystems des 17. Jahrunderts und so stehen die beiden Kolosse scheinbar sinnlos auf der dem Zugang abgewandten Seite.

Als mittelalterliche Gebäude sichtbar sind heute in erster Linie der Palas und der große Turm im Nordwesten, dessen unteres Stockwerk auch als Gefängnis genutzt wurde. Sie stammen aus dem 15. Jahrhundert und sind aus Bruchsteinen gebaut, zusätzlich kamen Eckquader zum Einsatz. Den ersten Stock des Palas erreicht man über eine große steineren Freitreppe über den Burghof.

Im 16. und 17. Jahrhundert bauten die Nothafft Runding zu einer großen Schlossburg mit Stallungen, Wirtschaftsräumen, Wohnungen für Bedienstete. Die Anlage ist verteidigungstechnisch aufwändig gestaltet: von einem komplett umlaufenden Zwinger mit Ecktürmen, einem tiefen Rundgraben und einem Wall umgeben. Dazu eine Art vorgelagerte rechteckige Bastion, die den Zugang schützte.

Vor der Burg stand ein großer Getreidekasten, ein weiterer auf dem Weg ins Burgdorf, die beide von einstigem Reichtum künden.
 

Wissenswertes


 
Eine Ausstellung mit vielen Funden aus den Ausgrabungen befindet sich in der Alten Kirche mitten im Ort Runding.

Im nahegelegenen Chammünster, das im 9. Jahrhundert von Benediktinern aus St. Emmeram in Regensburg gegründet wurde, gibt es im Friedhof der Kirche Maria Himmelfahrt einen Karner. Er wurde im 12. Jahrhundert erbaut und erst im 19. Jh. wiederentdeckt. Wie im Mittelalter üblich liegen dort die Gebeine und Schädel der Verstorbenen sorgsam sortiert und aufgeschichtet. Nicht weit entfernt vom Ort findet man die Ruine Chameregg.
 
Einige Kilometer östlich von Runding liegt die sehenswerte Burgruine Lichteneck.
 
 


Tor




Palas




Reste des Wohnturms und der Kapelle




Rundtürme am Südtor




Reste des Turms



Karte


 

Skalierbare Karte auf openstreetmap.de:
http://openstreetmap.de/karte.html?zoom=14&lat=49.219&lon=12.7502&layers=B000TT
 

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***Bewertung: Beeindruckende Ruinenanlage, tiefer Graben.
 
Weitere Informationen unter
http://www.burg-runding.de
http://notthafft.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Runding
http://www.hdbg.eu/burgen

Literatur:
Ernst, Bernhard: Burgenbau in der südöstlichen Oberpfalz II (2001), S. 236 ff.
Infoblatt der Burgfreunde Runding,
F.W. Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters
 
Erstellt 9/2000, aktualisiert 9/2020.